Studienarbeit in der Pharmakologie – Ein Erfahrungsbericht

Als ich letztes Semester auf der Suche nach einer Studienarbeit war, ging ich zunächst die schwarzen Bretter der Fachhochschule entlang. Ein Aushang viel mir dabei besonders ins Auge: ?Portierung des Heidelberger Arzneimittelinformationsdienstes auf Handheld-PC?.Trotz meines Interesses verschaffte ich mir noch einen Überblick über die weiteren Angebote und sprach auch mit einigen Betreuern. Da die Auswahl an möglichen Studienarbeiten enorm sein kann, sollte man sich erfahrungsgemäß genügend Zeit nehmen und in Einzelgesprächen ausloten ob einem das jeweilige Thema liegt oder nicht. Meine Wahl fiel aber letztendlich doch auf die Pharmakologie und Herr Prof. Leven half mir als mein Betreuer die letzten Unklarheiten aus dem Weg zu räumen. Nach einer Art Bewerbungsgespräch mit dem ärztlichen Direktor der Abteilung Pharmakologie und Epidemiologie, Prof. Dr. med. Haefeli und dem zuständigen Bioinformatiker Herrn Dipl. Ing. Jens Kaltschmidt, war auch schon alles in die Wege geleitet ? ich konnte meine Studienarbeit beginnen.Der Heidelberger Arzneimittel Informations Dienst.Der Heidelberger Arzneimittel Informations Dienst (kurz: AID) der Abteilung Klinische Pharmakologie und Epidemiologie (Innere Medizin VI – Krehlklinik) stellt seine Dienstleistungen klinikumsweit zur Verfügung.Der Schwerpunkt der bioinformatischen Tätigkeit liegt dabei auf der Aktualisierung und Bereitstellung marktaktueller Arzneimittelinformationen in Form einer Datenbank (im Intranet des Universitätsklinikums erreichbar unter http://aid) , Wissensbasen zum korrekten Einsatz der Inhaltsstoffe, Thesauri und elektronischen Entscheidungshilfen. Ein kleines Beispiel soll die Wichtigkeit dieses Tätigkeitsfeldes verdeutlichen: Im Krankenhaus auf einer Station der Inneren Medizin erhalten Patienten im Durchschnitt zwölf verschiedene aktive Inhaltsstoffe. Diese werden aus Hauslisten oder dem gesamten verfügbaren Arzneimittelmarkt ausgewählt und anschließend bezüglich Dosierung, Verabreichungsweg und Dosierungsschema auf die Begleitkrankheiten, die gleichzeitig verabreichten Arzneimittel und die Besonderheiten des Patienten wie z.B. Nierenfunktionsstörung oder Allergien abgestimmt und angepasst. Es wird dabei angestrebt Doppelmedikationen zu verhindern, Fehldosierungen zu erkennen und rechtzeitig vor Interaktionen zu warnen.In Kooperation mit der MediMedia GmbH (Gelbe Liste Pharmindex) und der Klinikumsapotheke des Universitätsklinikums Heidelberg (Hausliste) wird der Datenbestand durch die Abteilung ca. alle 4 Wochen aktualisiert. Derzeit werden starke Bestrebungen in Richtung Unterstützung bei der Rezepterstellung betrieben ? eine prototypische Anbindung an das ISH-MED System ist bereits erfolgversprechend angelaufen. Schaut man sich die Funktionalitäten des Intranet weiter an, so gibt es neben der reinen Faktendatenbank und Interaktionsüberprüfung auch Fachinformationen und Dosierungschecks – kurzum: Die Verwendung in der EDV abgebildeter Algorithmen und Funktionen, die auf der einen Seite der ärztlichen Therapie unterstützend entgegenkommen, die Patientenversorgung in der Qualität steigern und auf der anderen Seite auch nachweislich wirksame Methoden zur Kosten-Einsparung stellen. Hierbei kann auf eine enorme Ansammlung von Fakten und Wissen zurückgegriffen werden.Die Studienarbeit.Im Rahmen meiner Studienarbeit geht es nun primär darum, wie sich die vorhandenen Fakten und das angesammelte Wissen auf einem portablen Handheld sinnvoll einsetzen lassen. Nach der Wahl der Plattform, der Entwicklungsumgebung und Programmiersprache geht es natürlich auch darum diese Daten in Form einer Datenbank auf dem Handheld-Gerät zu platzieren. Dabei darf natürlich auch die nötige Vorarbeit nicht vergessen werden ? Literaturrecherche und ein Blick auf vergleichbare Produkte auf dem aktuellen Soft- und Hardwaremarkt liefern einen ersten Eindruck. Die prototypische Umsetzung, also das Programmieren, machen dabei nur ca. 1/4 der Zeit aus. Einige Schwierigkeiten die es dabei zu meistern galt seien hier nur kurz erwähnt: Das Ziel plattformunabhängig mittels Java zu programmieren wurde anhand eines ersten Prototypen (Java J2ME, CrEme VM mit Danksagung an S. Skonetzki) erprobt und aus Performancegründen früh begraben. Derzeitig werden die weiteren Prototypen mit embedded Visual Basic auf Pocket-PC realisiert. Der Datenumfang von ca. 61.000 Präparaten zzgl. Fachwissen war des weiteren auch nicht trivial portierbar. Die aktuelle Wahl fiel nun auf ADOCE als Datenbankschnittstelle in Kombination mit dem MS SQL-Server CE. Eine Replikation über http-Stream ist hierbei mit dem ?großen Bruder? MS SQL-Server 2000 möglich. Erste Performancemessungen der Datenbank lassen Gutes erhoffen. Die weitere Entwicklung des finalen Prototypen steht derzeit an und soll am Ende im praktischen Einsatz verifiziert und evaluiert werden. Die Zeit von sechs Monaten für eine Studienarbeit ist zwar knapp bemessen, aber mit einer gut durchdachten Organisation lässt sich hier sehr viel herausholen.Abschließend kann ich nur jedem empfehlen das zu tun, das einem am besten liegt und am meisten Spaß machen könnte. Die Betreuung ist das A und O und ich persönlich kann in meinem Fall die Klinische Pharmakologie nur wärmstens weiterempfehlen. Umgeben von einem jungen Team das stets offen für neue Ideen und Ansätze ist macht das ?Studieren? so richtig Spaß ? zumal man hier direkt an der medizinischen Front arbeitet bzw. einen Einblick davon erhält, wie medizinische Informatik angewandt werden kann. Wer Interesse an einer Studienarbeit im hier vorgestellten Umfeld hat, kann sich sehr gerne mit Herrn Kaltschmidt in Verbindung setzen. Natürlich könnt Ihr auch mich mit Fragen löchern.