Arzneimittel-Nebenwirkung: Bund schafft neue Behörde zur besseren Datenerfassung

„Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“ Den Ratschlag kennt schon deshalb jeder, weil er gesetzlich der Werbung für pharmazeutische Produkte angefügt werden muss. Die Erkenntnisse über Arzneimittel-Unverträglichkeiten aber scheinen lückenhaft. Bis zu sechs Prozent aller Klinikeinweisungen in Deutschland sind dem Bundesgesundheitsministerium zufolge auf die Einnahme unverträglicher Medikamente zurückzuführen. Dabei könnten zwei Drittel der jährlich 90000 Einlieferungen vermieden werden – wenn entsprechende Daten schneller erhoben, ausgewertet und zugänglich gemacht würden. Die Bundesregierung wird zu diesem Zweck eine Deutsche Arzneimittelagentur (Dama) ins Leben rufen, die am 1. Januar 2006 startet.Schon heute sind bis zur Zulassung, der umfangreiche klinische Tests vorausgehen, bereits viele unerwünschte Wirkungen bekannt. Es ist aber unmöglich, jede individuelle Empfindlichkeit gegen alle 50000 Medikamente auf dem deutschen Markt im Vorhinein abzuklären. Eine 90-Jährige mit schwacher Niere und 50 Kilo Gewicht kann nun einmal anders auf Dosis A des Medikaments B reagieren als der 25-jährige Leichtathlet.Bislang erreichten Meldungen über schädliche Nebenwirkungen das zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auf verschlungenen Wegen: Ärzte und Kliniken melden einen Verdacht auf Unverträglichkeit dem Pharma-Hersteller, der diesen an das Bundesinstitut weiterleitet. Insgesamt 200000 unsortierter Einzelberichte erreichen so jährlich das BfArM. Von 2006 an sollen in zehn Zentren der Dama, speziell qualifizierte Ärzte unerwünschten Nebenwirkungen auf die Spur kommen.Geplant ist eine zentrale Datenbank mit einer „Rote Liste“ aller Neben- und Wechselwirkungen von Arzneien, auf die die Ärzte Zugriff haben. Mit der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte könnten dann rasch die individuelle Krankengeschichte und Medikation mit „möglichen Risiken und Nebenwirkungen“ abgeglichen werden. Dann lohnt die Frage an den Arzt oder Apotheker noch mehr.Quelle: naumburger-tagesblatt.de